Nach der Besetzung ist vor der Kampagne
Am Freitag, den 03. April 2009, hatten Gentechnik-GegnerInnen ein Versuchsfeld des Agrobiotechnikums besetzt. Erst in den Abendstunden konnte die Besetzung auf Weisung des Agrobiotechnikums von der Polizei geräumt werden. Die AktivistInnen sehen in dieser Aktion den Beginn einer längeren Kampagne. Ab kommenden Montag 14:00 Uhr, ist eine Mahnwache auf dem Spielplatz in Sagerheide direkt an den Versuchsfeldern angemeldet.
Johanna Rehse beschreibt ihre Motivation so: „Genpflanzen kreuzen unkontrolliert in die Natur aus. Einmal ausgebracht, sind sie nicht mehr rückholbar. Die Agro-Gentechfirmen wollen durch die Genmanipulation bestimmen, was ich essen soll. Diesem Zwang werde ich mich nicht beugen. Ich möchte selber bestimmen, was ich esse!“ Zwang hat die Aktivistin auch bei ihrer Räumung am Freitag erlebt. Gewaltsam wurde sie aus einem Betonfass gelöst und dabei an der Hand verletzt. Doch sie lässt sich nicht entmutigen.
Mit Bannern und Infomaterial wollen die AktivistInnen darauf aufmerksam machen, dass Gentechnik unkontrollierbar ist und zu Abhängigkeit führt. Kleinbauern können sich häufig die Saatgut-Lizenzen nicht leisten und müssen so um ihre Existenz bangen. Außerdem führen großflächige Monokulturen zu einem Rückgang der Artenvielfalt.
Der Molekularbiologe Frederik Vath erklärt: „Zum Beispiel brauchen die gentechnisch veränderten herbizidresistenten Roundup-Ready-Pflanzen langfristig mehr Spritzmittel, da ähnlich wie bei Bakterien auch Unkräuter Resistenzen gegen Roundup ausbilden.“ Er lädt am Donnerstag, den 09. April 2009 um 15 Uhr zu einem Vortrag auf der Mahnwache ein. Darin wird es unter anderem um die verschiedenen Anwendungsgebiete der Gentechnik, ihre Geschichte und die Argumente der Kritiker gehen.
Doch auch an anderen Tagen sind Besucher gerne an der Mahnwache gesehen. „Wenn wir unseren Protest nicht mehr auf dem Feld ausleben können, machen wir es eben davor. So schnell lassen wir uns nicht kleinkriegen“, so eine der BesetzerInnen. Tag und Nacht erklären sie bis Donnerstag bei Kaffee und Tee gerne, warum sie etwa gegen die Aussaat des Gen-Weizens sind, der gegen Flugbrand resistent sein soll. „Es gibt bereits mehrere handelsübliche Weizensorten, die resistent gegen Flugbrand sind. Hier werden völlig unnötig Risiken in Kauf genommen, denn immer wieder tauchen bei gentechnisch veränderten Pflanzen unerwartete Nebenwirkungen auf“, sagt Frank Schörner. „Außerdem sind diese Versuche schon erfolglos in der Schweiz gelaufen. Ich habe den starken Verdacht, dass es hier nicht um Ergebnisse, sondern vor allem um das Abgreifen von Fördergeldern geht.“
Mit einem Getreide-Ratespiel, einer Banner-Mal-Station und anderen Attraktionen wollen sie die Menschen in der Region neugierig machen und sie dazu ermutigen, selbst aktiv zu werden. Zudem möchten sie eine ortsansässige Familie unterstützen, die auf ihrem eigenen Gelände eine
Gegensaat plant. Ein Gen-Gerstenversuch, der aufgrund starken Protestes in Gießen nicht durchführbar war, soll nun hier stattfinden. Dagegen spricht sich die Familie aus, um die genannten und verlagerten Gefahren von den Menschen und der Natur fern zu halten. Durch das Aussäen biologischer Gerste soll auch hier der Gen-Gerstenversuch verhindert werden. Die Bürgerinitiative Rostocker/ Güstrower Land Gentechnikfrei lädt für den 19.4.09 öffentlich ein, die Gerste auszusäen. Die AktivistInnen freuen sich über Unterstützung bei der Bodenbearbeitung am Mittwoch, den 8.4.09. Treffen ist um 17 Uhr an der Mahnwache.
Überblick des bisherigen Programms der nächsten Tage:
Mo, den 6.4.: Ab 14Uhr, Aufbau der Mahnwache
Di, den 7.4.: 15 Uhr, Tripod- (Dreibein-)Workshop
Mi, den 8.4.: 17 Uhr, Treffen zur Bodenbearbeitung für die Gerstensaat
Mi, den 8.4.: 20 Uhr, Bildershow der Genfeldbesetzungen 2008 & 2009
Do, den 9.4. ab 11 Uhr, Schnupperklettern (gesichert hoch in die Bäume)
Do, den 9.4.: 15 Uhr, Infoveranstaltung mit Molekularbiologe Frederik Vath
Kontakthandy: 0163/9233618
Weitere Hintergrundinfos:
www.gentech-weg.de.vu
www.aggrobiotechnikum.de.vu
Quelle: PM der Besetzer_innen via E-Mail